Milchbauer Harold Dubbink hat in eine Heutrocknungsanlage investiert. Er ist einer der ersten niederländischen Landwirte, der Heumilch produzieren wird. Mais- und Grassilage sind die Hauptkomponenten der holländischen Milchviehrationen. Noch ist das auch am Betrieb von Harold Dubbink so. Um 100 kg Milch zu produzieren, füttert der Landwirt seinen Milchkühen zwei Drittel Grassilage, ein Drittel Maissilage und im Schnitt 21 kg Kraftfutter über die Kraftfutterstation und den Melkroboter. An der nach innen gebogenen Anschnittfläche der Grassilage seines Fahrsilos sind die Spuren der Silofräse zu erkennen. Der Landwirt hebt die obere Schicht an und sagt: „Hier ist die Silage schon wieder warm geworden. Im Sommer gibt es immer Probleme. Schimmel und Nacherwärmung bedeuten bis zu zehn Prozent Futterverluste und gefährden die Herdengesundheit.“ Darum hat Harold Dubbink den Entschluss gefasst, seinen Betrieb umzustellen. In einem Jahr will er nur noch Gras füttern – frisch oder getrocknet.
Gesundheit hat Priorität
Dubbink hofft vor allem auf geringere Tierarztkosten und eine bessere Fruchtbarkeit. Aktuell liegt die Zwischenkalbezeit seiner Herde bei 421 Tagen. Ketose und Hitzestress nennt der Landwirt als Gründe dafür. Seit sechs Jahren setzt er auf eine Dreirassenkreuzung. Von den reinrassigen Holsteinkühen liegen nur noch wenige in den Hochboxen im Liegeboxenlaufstall. Die Jungkühe sind Kreuzungen mit Brown Swiss und norwegischem Rotvieh oder Fleckvieh. „Solche Kreuzungstiere sind etwas fleischiger, haben aber auch Milch. Der große Vorteil ist, dass sie widerstandsfähiger sind“, erklärt Dubbink und zeigt auf eine schwarz glänzende Kalbin mit rotem Hornansatz und weißem Flotzmaul, die gerade am Futtertisch versucht in der Mischration die besten Happen zu finden. Noch stehen Silomaispflanzen auf sieben Hektar seiner Felder. Zum letzten Mal, denn der Landwirt bemerkte immer wieder unverdaute Maiskörner in der Gülle. Das ärgerte Dubbink, da seine Kühe die wertvollen Nährstoffe unverdaut wieder ausgeschieden haben. Der Landwirt suchte nach Alternativen.
Mehr aus dem Gras herausholen
Seit Juni duftet es am Hof nach Heu. In der 65 Meter langen und 25 Meter breiten Halle sind die beiden 215 m² großen Heuboxen voll. Jeweils drei Tage dauerte die Ernte. Je nach Futterdichte passen zwischen 30 und 45 ha in eine der von LASCO geplanten Heuboxen. An sonnigen Tagen liefert die Dachabsaugung rund 400 kWh Wärme, an bewölkten Tagen übernehmen diese Aufgabe zwei Biomasse Warmluftöfen mit 300 kWh Wärmeleistung. Ein Hochleistungslüfter drückt dann die warme Luft durch den bis zu sechs Meter hohen Heustock Stolz hebt der Landwirt den Deckel aus Spanpressplatten aus der Seitenwand und zieht mit der Hand eine Probe heraus. Er riecht daran. „Dieses Heu soll die Gesundheit meiner Kühe verbessern“, hofft der Landwirt. 600.000 Euro hat er dafür in die Bergehalle mit Warmluftofen, Dachabsaugung und Heukran investiert. „40 Prozent davon wurden gefördert, weil ich mich für eine umweltfreundliche Lösung mit Holzpellets statt Heizöl entschieden habe und die lästigen Silofolien kann ich mir auch sparen“, erklärt er. Schon vor fünf Jahren fing Dubbink an, sich damit zu beschäftigen, wie er die Nährstoffe aus dem Gras möglichst verlustfrei in die Kuh bekommen kann. Dabei ist er auf die Heufütterung gestoßen und hat im Urlaub in Tirol Betriebe mit Heutrocknungsanlagen besucht. Im Februar dieses Jahres begannen die Bauarbeiten. Inzwischen sorgt er mit seiner elf Meter hohen Halle für Gesprächsstoff. Wenige seiner Berufskollegen können seinen Schritt nachvollziehen. Alle machen Silomilch. Aus ihrer Sicht gibt es keinen Grund umzustellen. Es gibt keinen Zuschlag für Heumilch. „Noch nicht“, entgegnet Dubbink. Er liefert seine Milch an Cono Kaasmakers, die daraus Rahm für die Eisherstellung und Käse machen. Dubbink ist einer von rund 450 Lieferanten dieser Käserei in Nordholland. „Kleine Käsereien können auch Spezialitäten in Kleinchargen herstellen. Da haben wir auch schon über einen Heumilch-Zuschlag gesprochen“, gibt sich der Landwirt optimistisch. Er hat sich verpflichtet beim Tierwohl-Projekt „Caring-Dairy“ seiner Molkerei mitzumachen, das unter anderem acht Stunden Weide an 180 Tagen im Jahr vorsieht. So bekommt er statt dem aktuellen Marktpreis von 35 Cent/kg Milch jetzt schon 41 Cent netto ausbezahlt.
Einen Schnitt zusätzlich machen
Der Landwirt rechnet in Zukunft damit, dass er auf wüchsigen Flächen einen zusätzlichen Schnitt machen kann. Bisher silierte er fünf Schnitte im Jahr. Mit zwei Abschiebewägen und schwerem Gerät zum Verdichten rückten die Lohnunternehmer bei ihm an um die Flachsilos zu füllen. Er sagt: „Mit der Heutrocknungsanlage bin ich flexibler und unabhängiger und kann Teilflächen auch schon früher mähen.“ Das angetrocknete Heu bringt Dubbink mit dem Ladewagen selbst nach Hause um es in den Trocknungsboxen locker und gleichmäßig zu verteilen. Weniger Qualitätsverluste, ein zusätzlicher Schnitt – diese zwei Faktoren lassen Dubbink auch daran denken, in Zukunft Heu an umliegende Bauern zu verkaufen. Er will mit seinem Betrieb Vorreiter sein, denn die Vorteile der Heufütterung könnten auch andere Landwirte in den Niederlanden überzeugen. Er sagt: „Die Pachtpreise liegen bei 800 bis 1.000 Euro pro Hektar egal ob Acker oder Grünland. Jeder will immer mehr Land, aber es sind zu viele Bauern hier. Außerdem werden die Silohaufen immer höher und der gewünschte Vorschub von zwei Meter pro Woche ist nicht mehr zu erreichen.“ Zudem habe Heumilch auch bei den Kunden ein gutes Image und könnte auch in Holland ein interessantes Nischenprodukt mit guter Wertschöpfung werden. Von Karin Ch. TAFERNER, LANDWIRT Redakteurin, Fotos Lasco und Taferner